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Lesetipp: Johann H. war V-Mann des Verfassungsschutzes

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KÖLN - Am 14. Juni berichteten Stefan Aust und Dirk Laabs in der „Welt am Sonntag“über ein als „geheime Verschlusssache“ eingestuftes Dokument, in dem die damalige Leiterin des NRW-Verfassungsschutzes, Mathilde Koller, im Februar 2012 mitteilte: „Johann Detlef H. ist seit 1989 als geheimer Mitarbeiter für den Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen tätig.“

Während das Innenministerium keinen Kommentar abgibt und auf den parlamentarischen Untersuchungausschuss verweist, hat sich der Kölner H. über die Medien zu Wort gemeldet und seine Tätigkeit für den Verfassungsschutz bestätigt. Er behauptet zugleich, „niemals Neonazi“ gewesen zu sein und lediglich aus Abenteuerlust als Informant gearbeitet zu haben. Außerdem streitet er jede Beteiligung am Bombenanschlag in der Kölner Probsteigasse ab, wo im Januar 2001 im Hinterraum des Ladenlokals eine Sprengfalle detoniert war. 2011 bekannte sich der NSU in seinem Bekenner-Video zu der Tat.

Die Verfassungsschutz-Leiterin Koller hatte im Februar 2012 dem Generalbundesanwalt auf eine Ähnlichkeit zwischen H, dem stellvertretenden Kameradschaftsführer der „Kameradschaft Walter Spangenberg“, und dem nach Angaben des Inhabers gefertigten Phantombilds des Täters hingewiesen. 2014 war diese „dienstliche Erklärung“ öffentlich bekannt geworden. Von der V-Mann-Tätigkeit des H. war damals keine Rede.

Die Initiative „NSU Watch NRW“ hat in der letzten Woche den politischen Lebenslauf des V-Manns nachgezeichnet. Demnach schloss sich der 1985 wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetzes verurteilte H. der antikommunistischen Kampfgruppe „Heimatschutzverband“ an, der Wehrsportübungen in der Eifel abhielt. In einer Anzeige im „Internationalen Waffenspiegel“ trat H. 1987 als Kontaktperson für den Verband auf. In der Neonazi-Szene war H. in den Organisationen „Nationalistische Front“ (NF), „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP), „Kameradschaft Köln/Walter Spangenberg“ und dem „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ (KDS) tätig.

„NSU Watch NRW“ formulierte außerdem einen Fragenkatalog an den Untersuchungausschuss. Die Initative schreibt: „Bereits 2014 drängte sich nach Bekanntwerden des ersten Vermerkes von Mathilde Koller die Frage auf, warum der Verfassungsschutz 2001 die Polizei nicht in Kenntnis setzte, dass das in vielen Zeitungen veröffentlichte Phantombild Ähnlichkeit mit einem der Behörde bekannten Neonazi-Aktivisten hat.“ Weiter heißt es: „Es besteht der Verdacht, dass der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz und das ihm übergeordnete Innenministerium seit 2012 versucht haben, den Vorgang zu vertuschen und die Ermittlungen des BKA entweder zu lenken oder aber zu behindern. Von „vollständiger Aufklärung“ kann also keine Rede sein. Schlimmer noch: Vielleicht wurden aus Gründen des 'Quellenschutzes' sogar die Ermittlungen nach den Täter_innen eines Bombenanschlags behindert.“


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